Noch vor wenigen Jahrzehnten konnten sogar ernstzunehmende Historiker behaupten, im sogenannten „Viehstrich“
nördlich des Bienwaldes habe es in vor- und frühgeschichtlicher Zeit keinerlei menschliche Besiedlungen gegeben. Man
malte die damaligen Verhältnisse unserer Bienwaldheimat in erschreckenden Bildern aus und erklärte, dass sich auch die
Römer im Osten und Westen auf gesicherten Straßen gleichsam um diese unerfreuliche Gegend herumschlichen.
Für den Bereich des Dorfes Schaidt und der näheren Umgebung haben vor allem die Ausgrabungen und Funde des
Schaidter Schulleiters Gustav Getto gezeigt, dass z. B. in der Nähe der Schaidt-Steinfelder Gemarkungsgrenze ein
Gutshof angelegt war (mit dem dazugehörigen Gräberfeld im benachbarten Bienwald).
Die zahlreichen Terra-Sigilata-Funde lassen auf eine geradezu internationale Verbindung mit der damaligen großen Welt
schließen und belegen, dass vor allem die Besiedlung südlich der Schaidter Mühle noch weit vor die Römerzeit
zurückreicht.
Wenn man die eigenartige Linienführung der alten „Speyerer Straße“ mit den römischen Bodenfunden kombiniert, kommt
man wohl nicht darum herum, dass es sich ursprünglich um einen römischen Straßenzug handelte. Besonders die
Führung der alten Straße bei dem sogenannten „Schiefen Höhlchen“ (etwa 250 m östlich von Schaidt) wurde eindeutig
bestimmt durch eine uralte Siedlung, die südlich der Schaidter Mühle lag und 1936 durch die Grabungen von
Museumsdirektor Dr. Sprater bzw. durch die entsprechenden Funde als römisch, ja sogar als vorgeschichtlich
nachgewiesen wurde.
Der römische Straßenzug blieb auch nicht ohne Einfluss auf die mittelalterliche Anlage des Dorfes Schaidt. Man baute
zwar nicht direkt an die Speyerer Straße, aber parallel zu ihr. Die auf der Südseite wohnenden Schaidter konnten durch
die zahlreichen Lunzen die Straße erreichen.
Die Siedlungen zwischen dem Bienwaldrand und dem Raum von Steinweiler weisen eine einheitliche Gestaltung auf. Die
„Langstreifenfluren“ lassen auf einen zentralen Siedlungsträger, nämlich den Königshof Steinweiler schließen.
Aus all dem ist zu folgern, dass sich in Schaidt bald nach 760 die Vorfahren jener Schaidter Königsleute als Siedler
niederließen, deren Spuren in den Quellen bis in die Hälfte des 14. Jahrhunderts zurückverfolgt werden konnten. Diese
Annahme wird von der Tatsache unterstützt, dass Schaidt von den frühesten Zeugnissen an „als das eigentliche Zentrum
der Königsleute und der Königsdörfer vor dem Bienwald erscheint“. Sowohl hinsichtlich der Personenzahl an Königsleuten
als auch der Höhe der jährlich entrichteten „Königsbede“ (Grundsteuer) nahm Schaidt gegenüber den anderen
Königsdörfern wie Herxheim, Rülzheim, Rheinzabern, Hatzenbühl, Hayna und Jockrim eine Vorrangstellung ein.
Es steht fest, dass Schaidt zur Zeit der mittelalterlichen Neubesiedlung mehrere Herrenhöfe sowie eine größere Anzahl
teils freier, teils unfreier Bauernhufen aufwies. Der Hauptfronhof ist in etwa mit dem heutigen Kirchenanwesen identisch;
er reicht von der Lunz bis zur Ostgrenze des Pfarrhauses und vom Otterbach bis an den Altbach. Den größten Besitz
hatten die Domherren von Speyer. Davon zeugt heute noch die Feldgemarkung „Domherrenäcker“.
Auch der Bischof und die Kirche von Schaidt hatten Grundbesitz und erhielten von den Bauern Öl- und Geldzins.
Zunächst reihten sich die Wohnhäuser und die Nebengebäude um diesen Hauptfronhof, auf dem später (1090) das erste
Kirchlein gebaut wurde.
Mit ziemlicher Sicherheit kann man feststellen, dass alle „Hufen“ (ca. 42 Morgen Gelände) sich in einer Breite von etwa
vier heutigen Anwesen vom Otterbach bis zum Altbach hinzogen. Zwischen diesen Hufen waren sogenannte „Lunzen“,
die zum Teil auch als Fahrweg benutzt wurden.
Wegen der Teilnahme von Schaidtern am Bauernkrieg mussten zur Strafe das Ost- und das Westtor abgebrochen
werden. Das Südtor wurde 1822 abgetragen und die Steine an die Bürger verkauft. Nach dem 30jährigen Krieg war das
Dorf zu zwei Drittel zerstört und nur ca. 250 Bewohner überlebten diese Kriegswirren. In den nächsten 100 Jahren
siedelten sich neue Familien in unserem Dorfe an, besonders aus dem benachbarten europäischen Raum (Frankreich,
Schweiz, Belgien, Italien etc.).